Welcher Weg ist der Richtige?

Bei der Anschaffung einer neuen Unternehmenssoftware - nicht nur, aber auch eines Laborinformationssystems (LIMS) - stellt sich schnell die grundsätzliche Frage: Desktop-Anwendung oder Webapplikation? Also entweder ein "ganz normal" (so wie man es seit langem gewöhnt ist) am jeweiligen Computer installiertes Programm, meistens auf Windows-Basis. Oder aber eine quasi eine Webseite, deren Server irgendwo steht - im eigenen Betrieb oder vielleicht auf einem anderen Kontinent - und mit der man über den Internet-Browser (Google Chrome, Mozilla Firefox, Microsoft Edge etc.) kommuniziert.

Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Bei "klassischen" Desktop-Anwendungen hat man im allgemeinen wesentlich mehr Möglichkeiten für die Benutzeroberfläche, aber auch die Interaktion mit anderen Geräten, zum Beispiel direkter Dateizugriff. Webanwendungen hingegen benötigen keine Installation und laufen von sich aus auf verschiedensten Plattformen (Windows, Apple, Linux, Android, iOS etc.). Manche Hersteller bieten ihr LIMS für beide Varianten an, aber das ist auch nicht ganz unproblematisch. Denn wenn es sich nicht um völlig unterschiedliche Produkte handelt, schleppen sich die Beschränkungen der einen Variante (z.B. Einschränkungen der Benutzeroberfläche bei Webanwendungen) auch in die andere Variante weiter.

So gesehen haben sich viele Anbieter von Laborinformationssystemen schwerpunktmäßig auf eine Variante konzentriert. Wir von ATS halten nach wie vor LIMS als Desktop-Anwendung für zweckmäßiger. Einerseits wegen der vielfältigeren Möglichkeiten der Benutzeroberfläche (z.B. große, funktionale Eingabetabellen), der besseren Interaktionen mit anderen Geräten (insb. Dateizugriffe bei Schnittstellen), andererseits auch aus Sicherheitsgründen. Denn Webanwendungen sind aufgrund des überall verwendeten http(s)-Protokoll natürlich viel leichter für einen "Hacker" angreifbar.

Interessant ist aber, dass bei Anwendern die Unterschiede oft genug nicht klar sind, vielfach sogar das genaue Gegenteil angenommen wird. So zum Beispiel beim Thema mobile Datenerfassung - also wenn man vor Ort Informationen zu einer Probe eingeben, aber auch abrufen muss. Solange man sich auf eine ständige Internet-Verbindung verlassen kann, ist das bei beiden Varianten problemlos möglich. Wenn das aber nicht der Fall ist (abgelegene Gebiete, Gruben, Schächte etc.), wird es schwieriger. Immer wieder hört man die Annahme, dass eine Webanwendung hier besser geeignet wäre - in Wirklichkeit ist aber das Gegenteil der Fall. Die Webanwendung benötigt den ständigen Zugriff auf den Server. Desktop-Anwendungen hingegen können - sie müssen natürlich auch darauf vorbereitet sein - ihre Daten in Dateien oder lokalen "Mini-Datenbanken" speichern.

Letztendlich hängt von der Entscheidung für Desktop- oder Webanwendung sehr viel für die optimale Einsetzbarkeit des LIMS ab und man sollte sich als zukünftiger Anwender nicht mit Pauschalurteilen zufrieden geben, sondern genau die eigene Problemstellung analysieren und dann sich für die geeignete Architektur entscheiden.

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