Warnzeichen richtig erkannt? (2)

Im letzten Beitrag haben wir über Situationen und mögliche schon vorab erkennbare Anzeichen nachgedacht, dass eine geplante LIMS-Installation - salopp gesprochen - ein Flop werden könnte. Sofern der Fehler beim Anbieter (also uns) liegt, kann und wird man natürlich alles tun, die Probleme schnell und konsequent zu lösen. Wenn aber das Problem im Bereich des Auftraggebers zu finden ist, kann man nur beratend und mahnend sich zu Wort melden in der - oft leider unerfüllten - Hoffnung, dass der Kunde die Stolpersteine rechtzeitig aus dem Weg räumen kann.

Wir wollen nun mit weiteren Anhaltspunkten fortsetzen, die den Erfolg der Einführung eines Laborinformationssystems (LIMS) zumindest fragwürdig erscheinen lassen.

Fehlende Unterstützung/Ressourcen beim Auftraggeber

Wie schon oft an dieser Stelle postuliert und durch langjährige Erfahrung bestätigt, ist ein LIMS nur dann ein echter Nutzen für den Anwender, wenn es detailliert an die Anforderungen bzw. Strukturen des Auftraggebers angepasst wird. Laborinformationssysteme "von der Stange" sind für den Anbieter sicherlich ein lukratives Geschäft, für die Anwender aber eine "lahme Ente", wenn die vielen speziellen Anforderungen einfach nicht abgedeckt sind und wie vorher ohne Unterstützung durch das LIMS mit Bürosoftware etc. abgewickelt werden müssen.

Nun ist aber für die notwendigen Anpassungen eine enge Zusammenarbeit zwischen LIMS-Anbieter und den Anwendern unabdingbar, um die genauen Anforderungen zu definieren und während/nach der konkreten Umsetzung noch nachzujustieren und zu ergänzen. Ein noch so umfangreiches Lastenheft - z.B. vor der Auftragserteilung - ist hier meistens nicht ausreichend, da viele in der Praxis auftretende Fragen vorab gar nicht absehbar sind und außerdem die sprachlichen Formulierungen oft genug mehrere Interpretationen zulassen.

Wenn diese Unterstützung seitens der Anwender ausbleibt, ist ein erfolgreicher Projektabschluss nur schwer denkbar. Sehr oft wird der Zeitaufwand für die LIMS-Einführung auf Anwenderseite auch ganz einfach massiv unterschätzt. Oder es fühlt sich niemand für die Koordination auf Anwenderseite zuständig (siehe Key-User-Konzept) und/oder die Verantwortung wird seitens der Geschäftsführung einem gar nicht mit dem Labor vertrauten Mitarbeiter (z.B. aus dem Finanzwesen) zugeteilt, der dazu vielleicht auch kaum zeitliche Ressourcen dafür hat.

Innere Blockaden

Manchmal kommt es aber auch vor, dass an sich sehr gute Voraussetzungen (motivierte und mit ausreichend Zeit für die Einführung ausgestattete Anwender) durch "Blockierer" im eigenen Haus zunichte gemacht werden. Vor allem in letzter Zeit ist das immer öfter die eigene IT-Abteilung, die durch - an sich völlig nachvollziehbare - Sicherheitsbedenken (schließlich waren schon viele größere Unternehmen Opfer von Erpressungstrojanern und ähnlicher Schadsoftware) eine erfolgreiche LIMS-Einführung vereitelt. So zum Beispiel, wenn bestimmte vom Anwender dringend benötigte Funktionalitäten technisch blockiert werden, z.B. dass das LIMS "uniLIME" selbstständig die erstellten Berichte oder Rechnungen an den Kunden per e-mail senden kann. Oder dass die Installation von vom Anwender schon dringend erwarteter Updates wochen- oder sogar monatelang verzögert wird.

Oft auch gibt es Schwierigkeiten mit geplanten Schnittstellen zu anderen intern genützen Informationssystemen, z.B. ERP oder CRM. Wenn beispielsweise uniLIME automatisch die vom CRM geführten Kundendaten übernehmen soll, wird eine entsprechende Schnittstelle benötigt. Oft gibt es bereits eine Schnittstelle, die aber beispielsweise nicht alle notwendigen Informationen enthält, die von uniLIME erwartet werden, obwohl sie im CRM vorhanden wären. Diese Schnittstelle müsste dann auf Seiten des CRM geringfügig erweitert werden, was aber in der Praxis aber dann offenbar nicht realisiert wird.

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