Freund oder Feind?

Wenn man eine Liste der unverzichtbaren Anwenderprogramme erstellen möchte, wird eines ganz bestimmt nicht fehlen, vielleicht sogar ganz oben am Podest stehen: Microsoft Excel (bzw. eines der inzwischen zahlreichen "Nachbauten"). Manch einer vermutet sogar, dass der Siegeszug des Personal Computers zu einem ganz wesentlichen Teil diesem nahezu universell verwendbaren Softwarepaket zu verdanken ist.

Natürlich spielen Excel & Konsorten auch im Bereich LIMS / Laborinformationssysteme eine zentrale Rolle. Dabei allerdings oft in einer eher ambivalenten Art, denn viele Laborinformationssysteme wurden erst nach einiger Zeit voller Ärger und Frustration als Ersatz für zahllose, nicht mehr zu überblickende individuell angepasste Exceldateien angeschafft. Manchmal auf mehr oder weniger sanften Druck des Auditors, dem die nachträgliche Änderbarkeit aller Daten ein Dorn im Auge war, manchmal auch auf eigene Initiative des Labors, da die vielen unterschiedlichen Dateien einfach zu unübersichtlich und nicht mehr zu warten geworden sind.

Nichtsdestostrotz ist ein LIMS ohne Verbindung zu Excel & Co nahezu undenkbar, sowohl zum Einlesen diverser Dateien in diesem Format (z.B. Definitionsdateien oder die Ergebnisse von Analysengeräten, die ins LIMS zu importieren sind) als auch für die Ausgabe, beispielsweise als Bericht oder Messwert-Übersicht.

In bestimmten Anwendungsbereichen hat sich auch die anfangs erwähnte und eigentlich unerwünschte Form der Datenspeicherung in Exceldateien als unverzichtbar erwiesen, beispielsweise bei der Werkstoff- oder Baustoffprüfung. Hier sind derart viele unterschiedliche Auswertungen und Darstellungen tabellarischer Messdaten zu verwalten, dass die Umsetzung direkt im LIMS zwar möglich, aber in der Entwicklung viel zu aufwändig wäre und das Verhältnis von (Entwicklungs-)Aufwand zum Nutzen eher ungünstig ausfallen würde.

Hier hat es sich bewährt - und wird auch bei unserem LIMS "uniLIME" seit längerer Zeit so eingesetzt - dass das Laborinformationssystem die Kontrolle und "Oberhoheit" über die Messwerte behält, die in manchen Fällen dann eben nicht eine einzige Zahl oder ein Texteintrag sind, sondern eine komplette Excel-Datei. Das LIMS muss hier dann "nur" noch dafür sorgen, dass die geforderten Qualitätserfordernisse auch in diesem Fall gewährleistet sind, also dass man nicht einfach nachträglich etwas ändern, Dateien austauschen oder gar löschen kann und so weiter.

Wenn dies geschickt umgesetzt ist, lassen sich die Vorteile "beider Welten" optimal zum Nutzen des Anwenders verbinden.

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